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Titel der neuen Seite

Christian Booß/Helmut Müller-Enbergs

 

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 Hohe SED-Kader NS und Stasi-belastet-Geheimablage von Erich Mielke

 

Vorabmeldung zum Buch: Die indiskrete Gesellschaft.

Studien zum Denunziationskomplex und zu inoffiziellen Mitarbeitern.

 

Sperrfrist: Mittwoch, den 1. Oktober 2014 10.30 Uhr

 

 

Stasi-Chef Erich Mielke sammelte kompromittierendes Material über Mitglieder des SED-Zentralkomitees in einer geheimen Ablage namens „Rote Nelke“. Details werden erstmals in einem Band von Christian Booß und Müller-Enbergs veröffentlicht. In dem bislang weitgehend unbekannten Aktenbestand wurden Informationen über die Stasi-Zusammenarbeit aber auch NS-Belastungen von hohen DDR-Funktionären gehortet. Die Akten wurden 1989 in einer Geheimaktion teilweise vernichtet, die Reste legen offen, was der Stasichef als potentielles Erpressungsmaterial in der Hand hatte.

 

In der bisher weitgehend unbekannten Ablage hielt Erich Mielke die Biographien von hohen Nomenklaturkadern des Zentralkomitees geheim: So von Spitzenfunktionären wie Margot Honecker, Günter Mittag und Hermann Axen. Manche Dossiers wurden in der Geheimaktion „Rote Nelke“ im Herbst 1989 vernichtet. Dies zeigt der Beitrag von Susan Pethe und Christian Booß. Die erhaltenen Dossiers belegen, dass nicht wenige schon vor ihrer Funktion als Nomenklaturkader inoffizielle Beziehungen zum MfS hatten. Vor dem Aufstieg wurde sie im Auftrag des Zentralkomitees vom MfS überprüft. Das MfS wurde so zum Personalberater der SED. Viele Nomenklaturkader arbeiteten nach ihrem Aufstieg weiter offiziell mit dem MfS zusammen. Sie informierten das MfS und ließen sich andererseits Informationen vom MfS zukommen, um ihre Personalpolitik im Interesse der SED zu steuern. Als Beispiele werden in den Akten die für Frauenfragen zuständige ZK-Sekretärin Ingeburg Lange, der Reichsbahnpräsident Otto Arndt oder Bauminister Wolfgang Junker genannt.

 

Das Phänomen dieser offiziellen Partner des MfS ist bisher in der Forschung unterschätzt worden. Sie berichteten nicht nur. Auf Grund des Informationsaustausches mit dem MfS trafen sie auch Personalentscheidungen, die in Biografien von Bürgern eingriffen. Sie hatten also deutlich mehr Macht als der durchschnittliche IM. Die Nomenklaturkader waren die eigentlichen Machthaber in der SED-Diktatur.

 

Zu manchen dieser Mächtigen lag dem MfS auch Kompromittierendes vor, etwa aus der NS-Zeit. Einigen – wie dem ehemaligen Umweltminister Werner Titel – wurde dies zum Verhängnis. Bei anderen – wie dem Politbüromitglied Hermann Axen – behielt Mielke sein Wissen offenbar für sich. Möglicherweise hortete er Erpressungsmaterial gegen einen möglichen Rivalen im Politbüro.

 

Christian Booß, Helmut Müller-Enbergs: Die indiskrete Gesellschaft. Studien zum Denunziationskomplex und zu inoffiziellen Mitarbeitern. Frankfurt (Main): Verlag Polizeiwissenschaft 2014, 268 S., ISBN 978-3-86676-384-5, 29,80 €.

 

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