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Probleme mit Genossenschaften

ORB-Klartext 1997



Probleme mit Genossenschaften

 

Karlheinz Bittner hat seit der Wende mehr Zeit, als ihm lieb ist. Er wurde aus seinem Baubetrieb entlassen. Auf das damals versprochene Geld aus dem Sozialplan warten er und seine 40 Kollegen immer noch.

 

O-Ton Karlheinz Bittner, ehemals ZBE-Beschäftigter:

Ist immer die erste Frage, was macht denn unsere Abfindung.

-------------------

Bittner ist sauer. Denn, wie er Klartext schon vor einem Jahr zeigte: Seine Chefs von damals machen auf den früheren Gelände munter weiter.

 

O-Ton Karlheinz Bittner, ehemals ZBE-Beschäftigter:

 

Ich meine, das ist das, was man gleich nach der Wende als Seilschaften bezeichnet hat.

------------------

Ihr früherer Betrieb befand sich hier in Strausberg. Die ZBE Landbau, eine Zwischenbetriebliche Einrichtung. Denn der Baubetrieb gehörte mehreren LPGn, baute für sie alles, vom Kuhstall bis zum Eigenheim.

 

Die LPGn hatten Mitte der 70er den ZBE-Landbau gegründet- mit finanziellen Beteiligungen. Nach der Wende lösten sie den Betrieb auf. Arbeiter wurden entlassen. Die Chefs gründeten auf dem Gelände neue Gesellschaften. Die Frage ist und bleibt, was wurde aus dem alten ZBE-Vermögen?

 

Seit 4 Jahren versuchen Konkursverwalter Licht in das Dunkel der ZBE-Landbau zu bringen. Eine Frage: Wo ist das Geld, das Karlheinz Bittner und seinen Kollegen zusteht? Offenbar wollte jemand verhindern, dass Klarheit entsteht. Denn viele Unterlagen sind verschwunden.

 

O-Ton Petra Heidenfelder, Konkursverwalterin: Es herrscht vollkommenes Chaos und es gibt keine geprüften Abschlüsse seit DM-Eröffnungsbilanz.-Seit 1990.

 

Wo die Vermögensgegenstände des alten Baubetriebes landeten, wer von der Auflösung profitierte, ist bisher kaum nachvollziehbar. Insgesamt  hatte die ZBE 1990 allein an Grundstücken, Fahrzeugen, Gerätschaften noch 4 Millionen DM besessen.

 

O-Ton Petra Heidenfelder, Konkursverwalterin: 2 Millonen kann man sich erklären durch die Immobilien und 2 Millionen sind für mich momentan noch verschwunden.

----------------

Wo könnten die sein? Nachfrage beim ehemaligen Hauptmechaniker. Auf dem Gelände besitzt er heute ein Autohaus nebst der alten  ZBE-Werkstatt. Hat er Geräte von damals übernommen?

 

O-Ton Werner Stark, Autohändler: Ich konnte ja nichts gebrauchen davon. Nicht mal nen paar Schlüssel. Da arbeitet keiner mit nem schwarzen Maulschlüssel. Außerdem ist das Werkzeug Verschleißmaterial.

-----------------

Der letzte ZBE-Chef, der ehemalige Parteisekretär, zeigt sich nicht. Er betreibt jetzt eine Baufirma auf dem Gelände. Von seinem alten Betrieb will auch er keine Fahrzeuge und Gerätschaften übernommen haben. Doch der Blick auf den Fuhrpark erinnert Karlheinz Bittner an alte Zeiten.

 

O-Ton Karlheinz Bittner, ehemals ZBE-Beschäftigter: Na, ich weiß nur, daß ein Kollege voriges Jahr noch mit einem LKW aus dem ehemaligen ZBE-Bestand gefahren ist.

------------------

Gerhard Bittner ist verbittert, weil er und seine Kollegen schon so lange auf ihr Geld warten, seine ehemaligen Chefs aber weiterwirtschaften.

 

Kein Einzelfall. Ein Steueranwalt hat ca. 30 ähnliche ZBE-Betriebe untersucht. Sein düsteres Fazit:

 

O-Ton Fritz Lohlein, Steueranwalt: Ich hab 2 oder 3 wo ich mit Bauchschmerzen sagen würde, das ist vertretbar. Bei allen anderen kann ich nur sagen, wie konnten die nur. Auch strafrechtlich relevant? Teilweise auch strafrechtlich relevant.

--------------------

Der verstorbene Potsdamer DDR-Agrarprofessor Rainer Arlt hat die Höhe von Vermögensverschiebungen bei ZGEn auf 1-2 Milliarden DM geschätzt.

 

Aufgeklärt ist bislang nur ein Bruchteil der Vermögensverschiebungen auf dem Lande. Unklar bislang, wie viel Straftaten dabei begangen wurden. Die, die davon profitierten, haben gute Chancen davonzukommen. Zum Jahresende verjährt eigentlich die Wendewirtschaftskriminalität. Das Land Brandenburg ist dennoch dagegen, die Frist wie schon einmal wie 1993 hinauszuschieben.

 

O-Ton Hans Otto Bräutigam, Justizminister Brandenburg:

 

Der Bundestag hat diese Bedenken zurückgestellt. Er plädierte auf Drängen vor allem ostdeutscher Abgeordneter am vergangenen Freitag für eine Verlängerung der Verjährung bis zum Jahr 2000.

 

O-Ton Rainer Eppelmann, MdB, CDU

 

Welche Linie sich durchsetzt wird sich am 19.Dezember in der Länderkammer des  Deutschen Bundesrates entscheiden.


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Karlheinz Bittner hat seit der Wende mehr Zeit, als ihm lieb ist. Er wurde aus seinem Baubetrieb entlassen. Auf das damals versprochene Geld aus dem Sozialplan warten er und seine 40 Kollegen immer noch.

 

O-Ton Karlheinz Bittner, ehemals ZBE-Beschäftigter:

Ist immer die erste Frage, was macht denn unsere Abfindung.

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Bittner ist sauer. Denn, wie er Klartext schon vor einem Jahr zeigte: Seine Chefs von damals machen auf den früheren Gelände munter weiter.

 

O-Ton Karlheinz Bittner, ehemals ZBE-Beschäftigter:

 

Ich meine, das ist das, was man gleich nach der Wende als Seilschaften bezeichnet hat.

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Ihr früherer Betrieb befand sich hier in Strausberg. Die ZBE Landbau, eine Zwischenbetriebliche Einrichtung. Denn der Baubetrieb gehörte mehreren LPGn, baute für sie alles, vom Kuhstall bis zum Eigenheim.

 

Die LPGn hatten Mitte der 70er den ZBE-Landbau gegründet- mit finanziellen Beteiligungen. Nach der Wende lösten sie den Betrieb auf. Arbeiter wurden entlassen. Die Chefs gründeten auf dem Gelände neue Gesellschaften. Die Frage ist und bleibt, was wurde aus dem alten ZBE-Vermögen?

 

Seit 4 Jahren versuchen Konkursverwalter Licht in das Dunkel der ZBE-Landbau zu bringen. Eine Frage: Wo ist das Geld, das Karlheinz Bittner und seinen Kollegen zusteht? Offenbar wollte jemand verhindern, dass Klarheit entsteht. Denn viele Unterlagen sind verschwunden.

 

O-Ton Petra Heidenfelder, Konkursverwalterin: Es herrscht vollkommenes Chaos und es gibt keine geprüften Abschlüsse seit DM-Eröffnungsbilanz.-Seit 1990.

 

Wo die Vermögensgegenstände des alten Baubetriebes landeten, wer von der Auflösung profitierte, ist bisher kaum nachvollziehbar. Insgesamt  hatte die ZBE 1990 allein an Grundstücken, Fahrzeugen, Gerätschaften noch 4 Millionen DM besessen.

 

O-Ton Petra Heidenfelder, Konkursverwalterin: 2 Millonen kann man sich erklären durch die Immobilien und 2 Millionen sind für mich momentan noch verschwunden.

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Wo könnten die sein? Nachfrage beim ehemaligen Hauptmechaniker. Auf dem Gelände besitzt er heute ein Autohaus nebst der alten  ZBE-Werkstatt. Hat er Geräte von damals übernommen?

 

O-Ton Werner Stark, Autohändler: Ich konnte ja nichts gebrauchen davon. Nicht mal nen paar Schlüssel. Da arbeitet keiner mit nem schwarzen Maulschlüssel. Außerdem ist das Werkzeug Verschleißmaterial.

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Der letzte ZBE-Chef, der ehemalige Parteisekretär, zeigt sich nicht. Er betreibt jetzt eine Baufirma auf dem Gelände. Von seinem alten Betrieb will auch er keine Fahrzeuge und Gerätschaften übernommen haben. Doch der Blick auf den Fuhrpark erinnert Karlheinz Bittner an alte Zeiten.

 

O-Ton Karlheinz Bittner, ehemals ZBE-Beschäftigter: Na, ich weiß nur, daß ein Kollege voriges Jahr noch mit einem LKW aus dem ehemaligen ZBE-Bestand gefahren ist.

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Gerhard Bittner ist verbittert, weil er und seine Kollegen schon so lange auf ihr Geld warten, seine ehemaligen Chefs aber weiterwirtschaften.

 

Kein Einzelfall. Ein Steueranwalt hat ca. 30 ähnliche ZBE-Betriebe untersucht. Sein düsteres Fazit:

 

O-Ton Fritz Lohlein, Steueranwalt: Ich hab 2 oder 3 wo ich mit Bauchschmerzen sagen würde, das ist vertretbar. Bei allen anderen kann ich nur sagen, wie konnten die nur. Auch strafrechtlich relevant? Teilweise auch strafrechtlich relevant.

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Der verstorbene Potsdamer DDR-Agrarprofessor Rainer Arlt hat die Höhe von Vermögensverschiebungen bei ZGEn auf 1-2 Milliarden DM geschätzt.

 

Aufgeklärt ist bislang nur ein Bruchteil der Vermögensverschiebungen auf dem Lande. Unklar bislang, wie viel Straftaten dabei begangen wurden. Die, die davon profitierten, haben gute Chancen davonzukommen. Zum Jahresende verjährt eigentlich die Wendewirtschaftskriminalität. Das Land Brandenburg ist dennoch dagegen, die Frist wie schon einmal wie 1993 hinauszuschieben.

 

O-Ton Hans Otto Bräutigam, Justizminister Brandenburg:

 

Der Bundestag hat diese Bedenken zurückgestellt. Er plädierte auf Drängen vor allem ostdeutscher Abgeordneter am vergangenen Freitag für eine Verlängerung der Verjährung bis zum Jahr 2000.

 

O-Ton Rainer Eppelmann, MdB, CDU

 

Welche Linie sich durchsetzt wird sich am 19.Dezember in der Länderkammer des  Deutschen Bundesrates entscheiden.


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